Liebe PFF Besucher*innen,
ich möchte einige Gedanken zum Positive Futures Festival mit euch teilen. Hinter dem Festival steckt ein Team von musikbegeisterten Menschen, die über das Jahr verteilt in den unterschiedlichsten Ländern, auf den vielfältigsten Festivals faszinierende und oft unbekannte Music Acts kennenlernen. All diese Entdeckungen werden für das Festival Programm zusammengetragen.
Daraus entsteht das PFF, ein Festival für Outernational Music, das in verschiedenen Innsbrucker Locations stattfindet. Bei uns geht es nicht um Genres oder Superstars. Wir bieten unterrepräsentierten Künstler*innen aus diversen Musikrichtungen, Ländern und Kulturen eine Bühne. Wir verstehen Outernational Music als einen progressiven, erfrischenden Ausdruck einer sich stetig verändernden Welt und wir setzen uns über wahrgenommene, metaphorische und ganz reale Grenzen hinweg.
Das PFF soll ein überregionaler Leuchtturm für abenteuerliche und inspirierende Kunst werden. Dabei ist es uns auch sehr wichtig mit kreativen Innsbrucker Kollektiven zu kooperieren und jungen Talenten eine Plattform im Rahmen des Festivals zu bieten. Für 2024 haben wir das EAT network, die Kulturvereine Inseminoid, Talstation und Openspace sowie das ZeMiT – Zentrum für Migrantinnen und Migranten in Tirol eingeladen mit uns gemeinsam einige Abende und Inhalte zu gestalten.
“Empathy Over Opinion” – unsere Kernaussage. Wir leben in einer Zeit, in der Nationalismus, Leitkulturdebatten und Schubladendenken an der Tagesordnung sind. Uns ist bewusst, dass wir nicht auf einmal die Welt verändern können. Wenn wir allerdings bei uns anfangen, unser Umfeld durch Courage, Empathie und Aufgeschlossenheit gegenüber unbekannten Menschen aus fremden Ländern und Kulturkreisen beeinflussen, sind wir überzeugt, uns gemeinsam Schritt für Schritt in eine positive Zukunft zu bewegen.
Was ich euch für einen Besuch beim Positive Futures Festival ans Herz legen möchte, ist etwas, das mir selbst sehr oft in meinem Leben die meiste Freude beschert hat: Lasst euch ein auf das Unbekannte, auf neue Acts und Performances, Ihr werdet überrascht sein, was es zu erleben gibt.
Danke an alle Menschen, die beim Festival mitwirken, an unsere Fördergeber*innen und Sponsor*innen, an alle Locations und deren Verantwortliche, die uns beherbergen und an all die vielfältigen Inspirationsquellen – ohne euch würde das Positive Futures Festival in dieser Form nicht stattfinden.
Ich wünsche euch ein schönes, ereignisreiches und anregendes Festival. Bleibt offen und neugierig.
Im Namen des gesamten PFF-Teams.
Euer Martin
„Hier wird nicht belehrt, hier gibt’s nichts zu verstehen – nur zu fühlen.“
Empathy Over Opinion – Adlingayuk, Auftauchen und das dazwischen – ein paar Gedanken zum Festival von Moderator Martin Fritz
Nicht leicht ist es, 2024 einen Text über positive Zukünfte zu schreiben. Angesichts der bekannten Nachrichten von der Wiederkehr der Faschismen, den Kriegen und den Extremwettern überkommt mich oft die Sehnsucht danach, ein als adlingayuk bezeichnetes Verhalten nachzuahmen: Mit diesem aus dem Inuktitut (also den Sprachen vieler Bewohner*innen Grönlands und Kanadas) stammenden Begriff wird ein Verhalten von Narwalen bezeichnen, das sie bei Stress-Faktoren wie dem Annähern von Schwertwalen, Schiffen oder beim Geräusch von zerbrechendem Eis zeigen: Sie verfallen in Regungslosigkeit und lassen sich lautlos im Wasser absinken. Was für eine verlockende Phantasie: sich dem Gesichtsfeld der anderen zu entziehen, einfach unbemerkt, sanft und behutsam allen Konflikten auszustellen, einfach nicht da zu sein.
Schade nur, dass Menschen nicht wie Narwale Sauerstoff im Muskelgewebe speichern und so problemlos länger unter Wasser verbleiben können. So flüchte ich mich, wenn die ständigen News mal wieder zu überwältigend werden, nicht in die Tiefe des arktischen Eismeers, sondern in entlegene Wissensgebiete (wie z.B. Inuktitut).
Bei diesen adlingayuk-light-Streifzügen bin ich auf Lokiarcheen gestoßen. Diese uns denkbar fernen Lebewesen leben in der Tiefsee zwischen Europa und Grönland bei so genannten Schwarzen Rauchern, also unterseeischen Thermalquellen, die sie als Nahrungs- und Energiequelle benützen. Wir wissen fast nichts über diese Lebewesen (bis vor wenigen Jahren war ihre Existenz noch vollkommen unbekannt). Doch anscheinend leben sie in völliger Dunkelheit unter enormen Druck 2.300 Meter unter der Meeresoberfläche, verstoffwechseln dort die anorganischen Schwefelverbindungen der Thermalquellen und bilden damit eine Grundlage von Nahrungskreisläufen und Ökosystemen, die uns so fern sind wie nur irgendetwas.
Sie können ihre Zellform ändern und besitzen keinen Zellkern, sind also weder Tiere, noch Pflanzen oder Pilze, sondern gehören zur davon völlig unterschiedlichen Domäne der Archaeen. Und doch haben Gen-Analysen der Lokiarchaeen diese strikte Trennung gleich wieder in Frage gestellt, da sie auch in gar nicht geringer Zahl uns Lebewesen mit Zellkern verdächtig ähnelnde Gene in sich tragen. Die wissenschaftliche Diskussion dazu ist noch unabgeschlossen, aber es könnte durchaus sein, dass diese extrem fremdartigen Lebewesen ein evolutionäres Missing Link zwischen den letzten gemeinsamen Vorfahren der Archeen und den Lebewesen mit Zellkern (und somit uns Menschen) darstellen. In dieser Sichtweise wären letztlich auch Menschen nur ein sehr außergewöhnlicher Spezialfall der Archeen. Was ein Wechsel der Perspektive nicht alles ausmacht!
Und vielleicht ist auch das adlingayuk der Narwale aus der richtigen Perspektive betrachtet gar kein Wegtauchen, sondern ein Zu-Anderen-Hintauchen? Denn wer weiß, was sie unter Wasser tun, wen sie treffen, welche Verbindungen sie da herstellen, aufstöbern, eingehen? Es ist unwahrscheinlich, dass sie bis in die Tiefe der Lokiarcheen tauchen können, aber wissen tun wir es nicht, denn auch über das Leben der Wale, diese uns denkbar eng verwandten Tiere wissen wir: fast nichts.
Vielleicht bräuchten wir ein adlingayuk entsprechendes Wort für genau dieses Wechseln der Perspektive vom Trennen und Trennenden, hin zum Offen-Sein und Sich-Öffnen für die zunächst ungeahnten Verbindungen im und mit dem Unbekannten, nur scheinbar Getrennten, in der Andersartigkeit. Wenn wir es irgendwo finden, dann beim Positive Futures Festival 2024.
Das Positive Futures Festival wird nach den Kriterien von Green Events Tirol basic geplant und umgesetzt. Alle Veranstaltungen sind barrierefrei zugänglich.
Dein Beitrag: Umweltfreundlich Anreisen for a Positive Future. Alle Veranstaltungsorte sind mit Öffis erreichbar und Fahrradabstellplätze sind vorhanden.
Ermäßigungen gibt für alle Besucher*innen unter 25 Jahren im Rahmen des Vorverkaufs. Freier Zutritt zu allen Veranstaltungen für Besitzer*innen des Kulturpasses Hunger auf Kunst und Kultur. Infos dazu finden sie auf https://www.hungeraufkunstundkultur.at
Unser Catering für Musiker*innen und Team besteht aus vegetarischem und veganem Essen, das wir so gut es uns möglich ist lokal und regional besorgen. Beim Catering und im Ausschank werden ausschließlich Mehrwegflaschen, -geschirr, -besteck und -becher verwendet.
Bei Fragen zu Barrierefreiheit oder Sonstigem bitte bei Martin Bleicher, info@positive-futures.at oder telefonisch unter +43-664-5298718 melden.