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Empathy over Opinion

Positive Futures ist ein neues, mehrtägiges Festival in Innsbruck, das sich auf Global Music, frei von Genre und Gendergrenzen fokussiert und dabei über 40 unterrepräsentierte Künstler*innen abseits des Mainstreams in den Fokus stellt. Es wird ein interkulturelles Fest der Gleichberechtigung sowie der Diversität in vielen inspirierenden, unerhörten und abenteuerlichen Ausdrucksformen, das in sechs unterschiedlichen Venues stattfindet.

Empathy over Opinion, Symbiose over Hot Takes – ein paar Gedanken zum Festival von Moderator Martin Fritz

Prokrastination ist – wie so vielen – auch mir nicht fremd, also das Aufschieben sogar angenehmer und sinnvoller, aber als gerade jetzt zu anstrengend empfundener Tätigkeiten. Handelt es sich bei dieser Tätigkeit – wie bei mir häufig – um das Schreiben von Texten am Computer, verschlägt es mich häufig ins Internet, wo ich dann stundenlang zufällige Artikel lese.

Heute z.B. war das, während draußen die x-te Hitzewelle des Jahres tobte, einer über die Biologin Lynn Margulis, die zwei interessante Theorien aufgestellt hat: die Endosymbiontentheorie und die Gaia-Hypothese. Die Begriffe klingen kompliziert, drücken aber relativ einfach zu verstehende Vermutungen aus: Endosymbiose bedeutet, dass wir Lebewesen mit Zellkern vielleicht aus dem allen Beteiligten zum Vorteil gereichenden Zusammenschluss verschiedener, vorher getrennt lebender Mikroorganismen entstanden sind. Und die Gaia-Hypothese besagt, dass sämtliche Lebewesen auf der Erde so stark aufeinander angewiesen und in ihren Lesensweisen so eng und untrennbar miteinander verflochten sind, dass sinnvollerweise das gesamte Leben auf der Erde als ein Lebewesen betrachtet werden sollte, das nur gemeinsam florieren kann oder eben nicht. Auf der kleinsten und der größten Ebene funktioniert also Leben laut Margulis nur durch wechselseitige Unterstützung und Fürsorge füreinander.

Oder aber es verschlägt mich beim Prokrastinieren in die so genannten Sozialen Netzwerke, und ich sehe dort Leute, die meine Friends und Followees genannt werden, sich streiten über einen endlosen Fluss immergleicher Dinge. Wozu die Leute alles eine Meinung haben! Wer welche Zeichentrickfilm-Figur in einer Realverfilmung spielen darf oder soll, wer auf welche Toilette gehen darf, wer wie viel Schnitzel essen dürfen muss, wie schlimm es ist, dass wer von welcher KI arbeitslos gemacht wird, wer wann in welcher Weise auf die Klimakatastrophe aufmerksam machen darf, ob Drag Queens Geschichten vorlesen oder ihre Kunstform ausüben dürfen sollen, welche Jugendlichen in welchem Schulsport-Team spielen dürfen sollen, welcher Talkshowgast was noch sagen dürfen soll – es gibt keine Debatte, die zu ausgedacht und irrelevant und sinnlos ist, als dass sie nicht doch geführt würde.

Es scheint, als würde jeden Tag ein neues Thema auserkoren, zu dem es nur exakt zwei Sichtweisen (dafür oder dagegen!), geben darf, und zu dem also alle ihre Hot Takes und Long Reads (die wohl kaum jemals wer liest) posten, auf die wiederum alle reagieren, woraufhin wieder alle auf diese Reaktionen reagieren, bis am nächsten Tag die nächste Sache dran ist. Und selbstverständlich schaukelt sich die Empörung, Gegenempörung und Gegen-Gegenempörung so schnell so hoch, dass beide Lager mit ihren von vornherein feststehenden Urteilen vom Nicht-Rechthaben der anderen überzeugt bleiben können. Es fing halt immer alles damit an, dass die anderen nicht einsehen wollten, dass ich recht habe!

Und doch ist es ein echtes Dilemma. Denn wenn mal wieder eine Politikerin oder ein Journalist etwas öffentlich sagt, das den Rahmen des Sagbaren schmerzhaft verschiebt, wie dann reagieren? Vor allem, wenn ich weiß, dass der Widerspruch der Sache genau die Aufmerksamkeit erst schenkt, die zu erregen die ursprüngliche Absicht war? Wo es doch auch wirklich drängende Probleme gäbe, über die zu reden sich lohnte? Wo gerade, als ich das schreibe, ein noch nie da gewesener Sturm über Innsbruck fegt, der die Dringlichkeit der Klimakatastrophe eindrücklicher als jeder Tweet zeigt, wo in den Nachrichten auch zu lesen ist von Rechtsextremen, die Waffen horten, von Menschen, die Schutz benötigen und ihn nicht bekommen.

Doch neben dem Sich-Aufzwingen-Lassen von Quatsch-Debatten und dem Falsches nicht unwidersprochen Stehen-Lassen gibt es ein Drittes: einfach selber vom Guten reden und das Gute machen. Und das kann auch bedeuten: zuhören, offen sein, mal keine Meinung haben, sondern andere Perspektiven kennenlernen, sich austauschen. Eben: Genau das, worauf Positive Futures hinaus will.

Wie die spannende Musik eben immer schon nicht entstanden ist aus dem am eigenen Standpunkt und Rechthaben Beharren, sondern aus dem sich über wahrgenommene, metaphorische und ganz reale Grenzen Hinwegsetzen, aus dem auf-, neu- und anders Lösen, aus dem Austausch, der Kooperation von Verschiedenen und dem neugierig Sein; wie Migration und Musik, wie Globalität und Genres zusammenhängen; wie ein Konzert als ein gemeinsames Erlebnis, als soziale Interaktion wirken kann – all das können die Kurator*innen des Festivals im Einzelnen viel besser erklären als ich, für all das wird das Festival selbst die bestmögliche Erklärung sein.

Und vielleicht war aber auch meine Prokrastination, meine Lektüre von Biolog*innen, die über unser aller existenzielles Aufeinander-Angewiesen-Sein, unsere untrennbare Verbundenheit schreiben – wie so oft – doch gar nicht so weit von der Sache entfernt. Vielleicht führt diese Perspektive auch zu einer Möglichkeit, wie wir vom Streiten ins Miteinanderreden, vom Prokrastinieren ins Handeln, vom Programmheft-Begleittexte schreiben oder lesen zu Positive Futures kommen.

Das Positive Futures Festival wird nach den Kriterien von Green Events Tirol basic geplant und umgesetzt. Alle Veranstaltungen sind barrierefrei zugänglich.

Dein Beitrag: Umweltfreundlich Anreisen for a Positive Future. Alle Veranstaltungsorte sind mit Öffis erreichbar und Fahrradabstellplätze sind vorhanden.

Freier Zutritt für alle zu den Konzerten am Fr. 06.10.23 von 16.00 – 19.00 Uhr im Treibhaus Volksgarten. Ermäßigungen gelten für alle Besucher*innen unter 25 Jahren im Rahmen des Vorverkaufs. Freier Zutritt zu allen Veranstaltungen für Besitzer*innen des Kulturpasses Hunger auf Kunst und Kultur. Infos dazu finden sie auf https://www.hungeraufkunstundkultur.at

Unser Catering für Musiker*innen und Team besteht aus vegetarischem und veganem Essen, das wir so gut es uns möglich ist lokal und regional besorgen. Beim Catering und im Ausschank werden ausschließlich Mehrwegflaschen, -geschirr, -besteck und -becher verwendet.

Bei Fragen zu Barrierefreiheit oder Sonstigem bitte bei Martin Bleicher, info@positive-futures.at oder telefonisch unter +43-664-5298718 melden.

Venues

Die Bäckerei

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Treibhaus

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Cinematograph

Museumstraße 31

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Kult

Viaduktbogen 38

St. Bartlmä, Halle 6

St. Bartlmä 3